1 Zylinder Zweitakt
123,6 ccm
6 PS
60 km/h
9.700 €
Von den 1930er Jahren bis 1984 gab es in Frankreich diverse Hersteller von sogenannten Microcars. 1984 gab es eine Gesetzesänderung, die die Inbetriebnahme von Microcars für den normalen Straßenverkehr unmöglich machte. Die kleinen Fahrzeuge wurden als zu gefährlich eingestuft, um am regulären Straßenverkehr teilzunehmen. Das ist verständlich und umso mehr wundert es, dass sich gerade heute wieder mehr und mehr Kleinstfahrzeuge verbreiten, bei denen die Sicherheit offensichtlich kaum Beachtung findet. Man denke nur an die verschiedenen halb- oder vollelektrischen Kleinstlieferwagen oder verschiedenste Lastenräder, die oft größer sind als historische Microcars. Die Sicherheit oder vielmehr Unsicherheit all der E-Scooter sei hier nur am Rande erwähnt. Früher mussten diese Microcars vor allem günstig sein oder ein Autofahren ohne Führerschein gestatten.
Charles Mochet gründete 1924 in Puteaux, im Westen von Paris, seine Firma und baute ab 1927 sein erstes Cyclecar, den durch einen 4-PS-Benzinmotor angetriebenen C.M.. Nach 1929 widmete er sich vorwiegend kleinen drei- oder vierrädrigen Fahrzeugen mit Pedalantrieb. Diese Vélocars waren recht erfolgreich und unter ihresgleichen leicht zu fahren. Die pedalgetriebenen Miniautos bot er sogar mit verschiedenen Karosserien (Touriste, Fourgonnette und Conduite Intérieur) an. Nachdem Charles Mochet 1934 verstorben war, übernahm sein Sohn Georges die Firma. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg stattete er die pedalgetriebenen Fahrzeuge mit Verbrenner-Hilfsmotoren aus, ähnlich wie heute die E-Bikes deren Pedalantriebe durch Elektromotoren unterstützt werden. Durch die Treibstofflimitierung stieg die Nachfrage nach pedalgetriebenen Fahrzeugen während des Krieges an und die Firma Mochet konnte mit zivilen Produkten sogar während des Krieges expandieren! Das Modell H, ab 1943, war das erste Mochet-Fahrzeug, welches ausschließlich von einem Zweitaktmotor angetrieben wurde, wenngleich es immer noch Pedale gab, die aber nur für den Notbetrieb vorgesehen waren. Das Nachfolgemodell K verzichtete endgültig auf die Pedale und bis 1949 wurden 650 dieser Fahrzeuge verkauft. Das Modell CM 125 ab 1950 sah aus wie richtiges kleines Auto aus und war gut ein Drittel billiger als ein Citroën 2CV. 1953 versuchte man mit einem sehr schnitten zweisitzigen Roadster mit 750 ccm, der ein bisschen wie ein kleiner Facel Vega aussah, den Vorstoß in den Markt der „richtigen“ Autos. Da man preislich mit den großen Autofirmen nicht mithalten konnte, wurde nur zwei dieser Mochet C.M. 750 gebaut. Ab 1954 gab es den C.M. Luxe als Innenlenker mit einer geschlossenen Karosserie, Dreiganggetriebe und elektrischem Anlasser. Der 125 Y Grand Luxe, sowie dessen Mini-Kombi Commerciale, hatten darüber hinaus einen Rückwärtsgang. Man konnte sogar einen Motor mit 175 ccm bestellen und das Topmodell hieß dann C.M. 175 Y Grand Luxe. Bis 1957 konnten diese Kleinstautos ohne Führerschein gefahren werden und als der Führerschein auch für diese Microcars Pflicht wurde, entschied sich Georges Mochet die Produktion 1958 einzustellen.
Dieser Mochet C.M. 125 Y Grand Luxe (also mit Dreiganggetriebe, Rückwärtsgang und elektrischem Anlasser) wurde am 17.03.1955 auf eine Lehrerin in Indre-et-Loire bei Tours zugelassen. Zum Fahrzeug gehört ein originaler Dachgepäckträger sowie ein Ordner, in dem jedes Stück Papier in einer separaten Klarsichtfolie abgeheftet ist. Die gesamte Korrespondenz zwischen Mademoiselle Institutrise (frz. Lehrerin) und der Firma Mochet, also von der Bestellung bis zur Auslieferung, inklusive der Anzahlungs- und Restzahlungsquittung (zusammen 315.000 alte Francs), ist vorhanden. Aus einem nicht mehr bekannten Grund musste der Einzylinder-Zweitakt-Motor bei Ydral, dem Hersteller des Motors, am 29.08.1956 revidiert werden; auch dazu ist der Beleg vorhanden. Damit dies nicht wieder passieren sollte, hatte Mademoiselle die Einfahrhinweise, die ihr die Firma Ydral mitgeteilt hatte, auf einen Zettel aufgeschrieben. Wie lange die Lehrerin das Auto hatte, ist leider nicht bekannt. Obwohl sich das kleine Auto im Originalzustand befindet, gibt es erst wieder vom 31.08.2011, als das Fahrzeug zuletzt in Frankreich angemeldet wurde, einen Beleg. Am 22.04.2013 wurde das Auto von einem Sammler von Microcars nach Deutschland überführt. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Fahrzeug zuletzt aus eigener Motorkraft gefahren, denn der Sammler hat es danach nie wieder gestartet. Da die Halle, in der sich die Sammlung befindet, wegen eines Neubaus geräumt werden muss, haben wir den Mochet zum Verkauf überlassen bekommen. Ein kleines, richtiges Auto, welches eine neue Garage sucht. Zu gerne würde man wissen, was Mademoiselle wohl für ein Typ war und sie sähe es sicher gerne, wenn man auf das kleine Auto achtet, denn es wäre zu schade, wenn es dem Verfall preisgegeben würde. Das Stoffdach ist übrigens kein Cabrioverdeck, denn es ist fest mit der Karosserie verschraubt, aber man kann das vordere Teil trotz des Dachgepäckträgers aufklappen. In den 1950er Jahren ging es eben aufwärts – ça monte.
E-Fuels als alternativer Kraftstoff für den klimaschonenden Einsatz in Klassikern.
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