Die deutsche Fahrzeugindustrie war nach dem Ersten Weltkrieg und während der entbehrungsreichen Nachkriegsjahre kaum konkurrenzfähig. Die Regierung versuchte durch Zollauflagen die Einfuhr ausländischer Produkte zu reduzieren. Der deutsche Markt erschien erfolgversprechend, so versuchten amerikanische, französische und italienische Fabrikate durch die Errichtung deutscher Montagewerke die Zollauflagen zu umgehen. Nachdem das Deutsche Reich dem Völkerbund beigetreten war und am 31.01.1926 die britischen Besatzer aus dem Rheinland abzogen, begann Citroën noch am gleichen Tag mit der Errichtung eines Automobilwerks in Köln-Poll. Die großzügigen Fabrikanlagen gehörten zuvor dem „Rheinwerk“, der Vereinigten Westdeutschen Waggonfabrik AG. Der direkte Bahnanschluss ergab eine ideale logistische Verbindung nach Paris. Das Firmengelände in Köln-Poll erstreckte sich über 64.500 qm – es wurde zum modernsten Autowerk Deutschlands ausgebaut. Bereits am 15.02.1927 startete die Produktion kompletter Fahrzeuge. Zusammen mit 350 Händlerbetrieben wurde Citroën zum größten Importhersteller in Deutschland. Durch Vertriebs- und Fertigungsgesellschaften in Belgien, Dänemark, England, Holland, Italien, Polen, der Schweiz und Spanien avancierte Citroën zum größten Autohersteller Europas. Um dem deutschen Gesetzgeber Rechnung zu tragen, bestanden die Kölner Autos ab 1928 zu 75 % aus im Inland gefertigten Teilen. Ab 1933 wurden sogar die Motoren bei Siemens in Berlin gefertigt und die Autos bestanden dann zu 95 % aus deutschen Teilen. Trotzdem ging die Gängelei der Behörden weiter. Als Citroën in Frankreich selbst in finanzielle Engpässe geriet, wurde die Produktion in Köln im Dezember 1935 eingestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden in Köln 18.710 Fahrzeuge hergestellt. Von deutschen Citroën Händlern wurden die Autos aus Köln-Poll schlicht „die Poller“ genannt. Die Poller waren aufgrund ihrer Verbesserungen im Detail und ihrer Verarbeitungsqualität begehrt. Auch die 1934 vorgestellten Traction Avant Modelle wurden in Köln produziert und unter den Bezeichnungen 7 Front, 11 Front und 15 Front verkauft. Bis zur Werksschließung wurden 1.823 Citroën Front gebaut. Nach unserem Wissen existieren davon noch fünf Exemplare; von denen zwei Stück nach der Wende im Osten Deutschlands gefunden wurden. Eines dieser fünf Fahrzeuge durften wir vor ein paar Jahren verkaufen; es befindet sich seitdem in unserem Service. Nach dem Ende der Kölner Produktion gab es jedoch auch weiterhin einige deutsche Kunden, die sich den sensationellen Citroën Front kauften. Diese Autos wurden von Paris nach Köln-Poll gebracht und dort auf den damaligen Standard gebracht, mit Bedienungsanleitung und Serviceheften aus dem Bestand des ehemaligen Kölner Werks versehen, als Modelle 7 Front, 11 Front bzw. 15 Front homologiert und in Verkehr gebracht. Solche Autos heute zu finden, ist eine absolute Rarität.