Integration von Rückhaltesystemen in historische Fahrzeuge
Herr Remon Hirsekorn absolvierte im Sommer 2012 seine Bachelorarbeit für sein Studium der Fahrzeugtechnik an der HTW Berlin. Das von uns ausgeschriebene Thema seiner Arbeit: „Integration von Rückhaltesystemen in historische Kraftfahrzeuge”. Die Schutzwirkung von Sicherheitsgurten bei einem Autounfall ist hinreichend bekannt, aber viele klassische Fahrzeuge stammen aus einer Zeit in der entweder gar keine Sicherheitsgurte eingebaut waren, oder nur statische Gurte ohne Aufrollmechanismus deren Komfort zu wünschen übrig lässt. Viele unserer Kundinnen und Kunden äußern den Wunsch in Ihren Oldtimer Dreipunktaufrollgurte vorne und hinten einbauen zu lassen. Dieser Wunsch wird von vielen Werkstätten mehr oder weniger professionell umgesetzt und oft bleibt im Unklaren, ob denn im Falle eines Falles tatsächlich gewünschte Schutzwirkung vorhanden ist. Da unser Geschäftsführer Dipl.-Ing. Roland Kayser während seiner Zeit als Karosseriebau- und Testingenieur bei Ford in Köln genau kennen gelernt hat, welche Anforderungen für Rückhaltesysteme an moderne Fahrzeuge gestellt werden und wie diese Systeme durch Crashversuche getestet werden, wollte er wissenschaftlich untersucht haben, wie man bei einem Oldtimer am besten beim Einbau von Gurten vorzugehen hat.
Herr Hirsekorn hatte bereits im Atelier Automobile sein praktisches Semester absolviert und die Problematik aus der Tätigkeit in einer Oldtimerwerkstatt mitbekommen. Nach Rücksprache mit dem Fachbereich hatte er sich für dieses Thema seiner Bachelorarbeit entschieden. Im Laufe seiner Arbeit hat sich zunächst überlegt, in welche Karosserieform denn welche Gurt wo einzubauen sind. Um hier das Optimum herauszufinden hat er hierzu ein System zur Auffindung der Verankerungspunkte entwickelt. Anschließend hat er für mögliche Verschraubungs- und Einschweißtechniken standardisierte Muster, mit Hilfe unseres Klempners Sebastian Łaguna, hergestellt. Diese Muster wurden dann im Labor der HTW Berlin auf einer Zugversuchsmaschine, unter verschiedenen Winkeln, bis zum Versagen unter Zuglast gesetzt. Dabei wurden Last- und Verlängerungsdiagramme für die einzelnen Muster von einem Computer aufgezeichnet. Alle Muster wurden anschließend wissenschaftlich ausgewertet. Aus den Einbaurichtlinien, der verschiedenen erhältlichen Gurtsysteme und der Auswertung der Zugversuche wurde somit ein Anforderungskatalog zum nachträglichen Einbau von Sicherheitsgurten erstellt. Weil wir die restaurierten Oldtimer, in die die Gurte dann eingebaut werden, nicht zur Überprüfung auf der Crashbahn der HTW zertrümmern wollen, aber trotzdem die herausgefundenen Ergebnisse durch einen Crash verifizieren wollen, werden die nächsten Crashversuche an der HTW mit von der Atelier Automobile GmbH, nach dem Anforderungskatalog von Herrn Hirsekorn, nachträglich eingebauten Sicherheitsgurten „gecrasht”. Da hierbei relativ neue Fahrzeuge untersucht werden, wird jeweils auf einer Fahrzeugseite das originale Gurtsystem mit auf der anderen Fahrzeugseite nachträglich eingebautem Gurtsystem verglichen.
Zusammenfassend lässt sich für uns Liebhaber historischen Blechs sagen, dass es Herrn Hirsekorn gelungen ist einen möglichst objektiven Anforderungskatalog für den Einbau von Gurten zu entwickeln, der uns beim Einbau sehr sehr hilfreich ist und den die Gutachterinnen und Gutachter der Dekra, die unsere Fahrzeuge abnehmen, sehr zu schätzen wissen. Unsere Fahrzeuge, deren Sicherheitsgurte so eingebaut wurden, bekommen von der Dekra sogar ein H-Gutachten und unsere Kunden schätzen es zu wissen, dass ihre Gurte so fachgerecht wie möglich eingebaut wurden.
Wenn Sie möchten können Sie sich die Bachelorarbeit hier herunterladen, und in Ruhe durchlesen.