Die Französischen Lieferwagen Citroën H, Peugeot D3/D4 und Renault Estafette

Aufgrund der steten Nachfrage nach dem Wellblechlieferwagen von Citroën, die als charmanter Transporter, Verkaufswagen, Bus, Werbefahrzeug oder Ähnliches gerade eine regelrechte Renaissance erleben, möchten wir Ihnen hiermit zu den Fahrzeugen einige generelle Informationen geben. Gleichzeitig stellen wir Ihnen Alternativen zu dem bekanntesten französischen Lieferwagen, dem Citroen H, von Peugeot und Renault vor. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre…

Citroën Typ H

Der Wellblechlieferwagen von Citroën wurden 1947 als Typ H vorgestellt und blieben bis 1981 in Produktion. Ab Werk wurden die Autos als sogenannter geschlossener Standardlieferwagen mit kurzem Radstand und niedrigem Dach, als Fahrzeug mit nach hinten geschlossener Fahrerkabine und ohne hinteren Aufbau, mit nach hinten offene Fahrerkabine ohne hinteren Aufbau und als Pritschenwagen geliefert. Spezialfirmen, vor allem die Firma Currus, lieferten auf Basis dieser Fahrzeuge diverse Sonderformen, mit verlängerten Radständen, längeren Karosserieüberhängen hinten und verschieden erhöhten Dächern. Alle diese Karosserievarianten wurden ggf. individuell mit Verkaufsklappen, Tresen, Fenstern und dergleichen umgebaut. Eben ganz nach den individuellen Bedürfnissen. Und genau wie damals, kann man so ein Auto auch heute nach individuellen Wünschen umbauen. Wenn die Umbauten zeitgenössisch ausgeführt werden, bekommen wir auch mit diesen Umbauten eine so genannte historische Zulassung (H-Zulassung). 1958 wurde der Citroën H (1.200 Kg Nutzlast) durch den HZ (850 Kg Nutzlast) und den HY (1.530 Kg Nutzlast) abgelöst. 1959 entfiel die geteilte Windschutzscheibe und der Doppelwinkel im Kühlergrill wurde verkleinert. Ab 1960 war das Auto wahlweise mit einem Perkins Diesel Motor mit 42 PS erhältlich. 1961 wurde die Bordspannung auf 12 Volt erhöht und es gab erstmals wahlweise einen Dieselmotor. Ab 1963 gab es neue Benzinmotoren, im HZ/HY 72 mit 72mm Zylinderbohrung was 1.6 Liter Hubraum ergibt und als HZ/HY78 mit 78mm Bohrung, was 1.9 Liter Hubraum ergibt. Ebenfalls 1963 wurde der Perkins-Diesel vom Indenor-Diesel mit 50 PS abgelöst. Zum Modelljahr ’68 begann man viele der Sonderbauten anderer Karosseriebaufirmen direkt über Citroën zu vermarkten, gab jedem Derivat eine eigene Typenbezeichnung (HP, HYP, HV, HW, HYV, HL, HG, HAT, HX u.a.m.) und löste damit eine bis heute verwirrende Typenvielfalt aus. Ein Jahr später gab es ein neues Fahrwerk, zu erkennen an den nicht mehr runden sondern eckigen Kotflügeln hinten. Insgesamt wurden von H-Modellen 473.289 Stück produziert. Die Preise für fahrtüchtige Exemplare bewegen sich bei gut 15.000 €, sehr gute Autos werden mit 25.000 bis 30.000 € gehandelt und für eine hochwertige Restaurierung sollten Sie 35.000 bis 50.000 € veranschlagen. Fahrzeuge gibt es viele, gute Exemplare sind jedoch selten und viel Erfahrung mit Restaurierungen haben nur wenige Fachbetriebe.

Citroën H, 1951

  • 4 Zyl.
  • 1.911 ccm
  • 37 PS
  • 79 km/h

Citroën HZ 72, 1966

  • 4 Zyl.
  • 1.628 ccm
  • 45 PS
  • 92 km/h

Citroën HY 78, 1967

  • 4 Zyl.
  • 1.898 ccm
  • 58 PS
  • 102 km/h

Citroën HY IN2 Diesel 1600, 1981

  • 4 Zyl.
  • 1.932 ccm
  • 50 PS
  • 100 km/h

Peugeot D3 & D4, sowie Chenard et Walcker

Der frühere französische Hersteller Chenard et Walcker war der erste der nach dem Zweiten Weltkrieg bereits 1946 einen dringend benötigen Lieferwagen präsentierte. Das Auto, Chenard et Walcker CHV genannt, hatte eine selbsttragende Karosserie und einen vorne längs eingebauten wassergekühlten Zweizylindermotor, der die Vorderräder antrieb. Ein Konzept, das sich durchsetzte und als Vierzylinder bis heute bei Kleinlieferwagen Gültigkeit hat! Chenard et Walcker stattete die zunächst 1.500 Kg Nutzlast leistenden Fahrzeuge mit einem Einlitermotor der eine Leistung von 26 PS besaß aus. Bereits 1947 kam der CPV mit dem 1.1 Liter Vierzylindermotor mit 30 PS aus dem Peugeot 202 heraus. Der Verkauf des Fahrzeugs lief so gut an, dass Peugeot mit der Lieferung der Motoren den kleinen Hersteller Chenard et Walcker quasi in der Hand hatte. 1950 baute man den brandneuen Motor des Peugeot 203 ein und Peugeot erwarb kurz drauf die Rechte das Fahrzeug selbst unter der Bezeichnung Peugeot D3A verkaufen zu dürfen. Die parallele Produktion von baugeleichen Chenards und Peugeots dauerte weniger als ein Jahr, denn schon 1951 wurde der letzte Chenard et Walcker gebaut und fortan die Produktion komplett nach Peugeot verlegt und nur noch Modelle des D3A verkauft. 1953 erhielt der Wagen einen 40PS 203-Motor und hieß nun Peugeot D3B. Etwas später erhielt das Fahrzeug serienmäßig einen Beifahrersitz (zuvor eine Sonderausstattung) und ab 1955 wurde der größere Motor des Peugeot 403 mit 45 PS eingebaut und das Auto hieß nun Peugeot D4A. 1960 wurde die Leistung auf 50 PS erhöht und so wurde der Peugeot D4B bis zum Erscheinen seiner Nachfolgers Peugeot J9 bis 1965 produziert. Insgesamt wurden schätzungsweise 76.000 Modelle des Chenard et Walcker bzw. Peugeot Lieferwagens gebaut.

Die Fahrzeuge sind heute, egal ob als Chenard et Walcker oder Peugeot kaum bekannt und so selten, dass man sie so gut wie nie sieht. Die Peugeot D3 und D4 konkurrierten in Frankreich mit den Citroën H-Modellen und da die aktuelle Nachfrage nach stilvollen Kleinlieferwagen enorm ansteigt, stellen diese Fahrzeuge eine sehr interessante Alternative zu den H-Modellen dar. Sie sind noch seltener anzutreffen als diese und bewirken garntiert noch mehr Aufmerksamkeit und Sympathie. Insgesamt wurden schätzungsweise 76.000 Stück produziert. Die Preise für fahrtüchtige Exemplare, sofern man denn welche findet, bewegen sich bei knapp unter 8.000 €, sehr gute Autos werden mit rund 25.000 € gehandelt und für eine hochwertige Restaurierung sollten Sie 40.000 bis 50.000 € veranschlagen. Fahrzeuge sind sehr wenige im Angebot und gute Exemplare sind kaum zu finden. Jedoch steigt die Nachfrage und es ist damit zu rechnen dass wieder mehr Fahrzeuge im Markt „auftauchen”. Erfahrung mit diesen Autos hat heute kaum eine Werkstatt, obwohl die Technik recht einfach zu beherrschen ist, allerdings muss man über sehr gute Kontakte für Ersatzteilversorgung verfügen.

(Quelle des Fotos: Chenard et Walcker)

Chenard et Walcker CHV, 1947

  • 2 Zyl.
  • 1.026 ccm
  • 26 PS
  • 65 km/h

Peugeot D4A, 1958

  • 4 Zyl.
  • 1.290 ccm
  • 40 PS
  • 85 km/h

Peugeot D4A, 1959

  • 4 Zyl.
  • 1.290 ccm
  • 40 PS
  • 85 km/h

Renault Estafette

Die Estafette von Renault wurde von 1959 bis 1980 in drei Generationen gebaut. Im Gegensatz zum Hauptkonkurrenten, den H-Modellen von Citroën, ist dieser Lieferwagen vor allem für den urbanen Stadtverkehr von Paris und anderen Großstädten konstruiert und daher deutlich schmaler gehalten. Der Wendekreis der Normalversion beträgt trotz Frontantrieb nur 9.30 m und die vorderen Türen wurden gegen Aufpreis als Schiebetüren, die in Verbindung mit Sicherheitsgurten ein Fahren mit offenen Türen ermöglichen, angeboten. Die erste Generation wurde mit wassergekühlten Vierzylindermotoren mit einem Hubraum von 845 ccm und 32 PS insgesamt 58.201 Mal gebaut. Die maximale Zuladung beträgt 600 Kg. Die zweite Generation ab 1962 hat eine maximale Zuladung von 800 Kg und die Motoren haben 1.1 Liter Hubraum und 40 PS Leistung. Hiervon wurden 141.568 Stück produziert. Ab 1968 gab es die dritte Generation, mit einer Zuladung von maximal 1.000 Kg, einem Hubraum von 1.289 ccm, jedoch einer unveränderten Leistung 40 PS. Gebaut wurden 333.439 Exemplare. Von 1975 bis ’78 wurden bei Dacia in Rumänien 842 Lizenzfertigungen als Dacia D6 gebaut. Von 1959 bis 1978 wurden damit insgesamt 534.050 Stück dieser Fahrzeuge hergestellt. Nachfolger der Estafette wurden 1981 die Modelle Trafic und Master. Heute besonders begehrt sind die überaus seltenen Busse mit Oberlichtern, ähnlich wie bei einem VW Samba-Bus. Die Preise für fahrtüchtige Exemplare bewegen sich heute bei knapp unter 9.000 €, sehr gute Panoramabusse mit Oberlichtern werden mit rund 25.000 € gehandelt und für eine hochwertige Restaurierung sollten Sie 35.000 bis 40.000 € veranschlagen. Fahrzeuge sind wenige im Angebot und gute Exemplare sind sehr schwer zu finden. Jedoch auch hier steigt die Nachfrage und auch hier ist damit zu rechnen, dass wieder mehr Fahrzeuge im Markt „auftauchen”. Erfahrung mit diesen Autos hat heute kaum eine Werkstatt, aber mit der Leidenschaft für das fahrende Kulturgut und einem entsprechenden Netzwerk für die Ersatzteilbeschaffung ist die Technik problemlos zu beherrschen.

(Quelle des Fotos: renaultclub.cz)

Renault Estafette, 1967

  • 4 Zyl.
  • 1.108 ccm
  • 40 Ps
  • 95 Km/h
(Quelle des Fotos: Apreslachat.com)

Renault Estafette mit Schiebetür, 1973

  • 4 Zyl.
  • 1.289 ccm
  • 45 PS
  • 95km /h
Renault Estafette, 1975

Renault Estafette Panoramabus, 1975

  • 4 Zyl.
  • 1.289 ccm
  • 45 PS
  • 95 km/h
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