4 Zylinder
1.911 ccm
58 PS
120 km/h
128.000 €
Die französische Automarke Rosengart gab es von 1928 bis 1955. Lucien Rosengart hatte seine Fabrik in Neuilly-sur-Seine im Großraum Paris und fertigte dort ab 1928 preisgünstige Lizenzfahrzeuge des englischen Austin Seven. Sein Volumenmodell war der Typ LR 2. Monsieur Rosengart hatte zwar seine eigene Automarke, aber Geld verdient hat er vor allem als Teilelieferant für die Autoindustrie und mit seinen Patenten für die per Handbetrieb funktionierende Taschenlampe Dynapoche, dem Fahrradhilfsmotor Moteurcycle, oder dem Grammophonantrieb. Als Citroën kurz nach dem Einstieg in die Autoproduktion in Zahlungsschwierigkeiten kam, half Lucien Rosengart mit Kapital und Kontakten und wurde im Dezember 1919 zum Restrukturierungsmanager von Citroën berufen, im Rang eines gleichgestellten Direktors neben André Citroën. Ein paar Jahre später kam Peugeot in Zahlungsschwierigkeiten und auch hier rettete Lucien Rosengart das Unternehmen und wurde auch hier zum Direktor ernannt. Obwohl heute kaum noch bekannt, war er einer der einflussreichsten Größen der europäischen Autoindustrie zwischen den beiden Weltkriegen. 1932 trifft Lucien Rosengart Gustave Baehr, der ihm von dem Frontantriebswagen der deutschen Firma Röhr in Darmstadt erzählt. Röhr hatte diesen Wagen für die Adler-Werke in Frankfurt am Main konstruiert. Rosengart fährt zu Röhr nach Deutschland. Um den Vorteil des Frontantriebs darzustellen, lässt Gustav Röhr eine Schubkarre über eine gerade Linie ziehen. Zuerst soll Lucien Rosengart die Schubkarre vorwärts so gut wie möglich über die Linie schieben und anschließend die Schubkarre über die Linie hinter sich herziehen. Das Experiment ist so verblüffend, dass Rosengart sofort überzeugt ist und die französischen Vertriebsrechte für den Adlerwagen kauft. Zurück in Paris machen sich Rosengart’s Ingenieure sofort an die Arbeit Prototypen zu bauen. Rosengart berichtet seinem Freund André Citroën von dem Prototyp und schließlich fahren beide in dem Rosengart Prototyp. Zufällig während eines heftigen Regenschauers, der die Wege im Pariser Park Bois de Bologne in Matsch verwandelt. Den Prototyp beeindruckt dies wenig und er zieht stur seine Bahn. Citroën ist sofort vom Projekt Supertraction (frei übersetzt so was wie Superzieher) überzeugt. André Citroën entwickelt daraufhin den sensationellen Traction Avant, von dem bis 1957 gut 750.000 Stück produziert werden.
Lucien Rosengart, der 1976 im Alter von 95 Jahren starb, gebührt die Ehre, 1933 mit dem Modell LR 500 Supertraction Frankreichs erstes Serienauto mit Frontantrieb gebaut zu haben. 1934 wurde der Supertraction verbessert und als LR 505 verkauft. Etwa 250 Exemplare wurden davon gebaut. Da Lucien Rosengart gewissermaßen Geburtshelfer des Citroën Traction Avant war, gestattet man ihm auf dieser Basis ein eigenes Fahrzeug zu entwickeln, den 1938 vorgestellten LR 539 Supertraction von dem im Firmenarchiv 1.053 Fahrgestellnummer vorgemerkt wurden, aber aufgrund des Kriegsausbruchs deutlich weniger fertiggestellt wurden. Das im Art déco Stil der klassischen Moderne gehaltene Blechkleid wurde vom hauseigenen Karosserie-Stylisten Robin entworfen und spiegelt den opulenten Geschmack der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wider. Die in den vorderen Kotflügel integrierten Scheinwerfer galten seiner Zeit als ultramodern. Anfang 1939 läuft die Produktion an und das Modell wurde ab 39.900 Francs (ca. 20 % mehr als für ein Citroën Traction Avant Cabriolet) angeboten. Es wurden vor allem Cabriolets gebaut, aber auch einige Coupés und eine viertürige Limousine, Luciens Privatauto. Auf Basis des LR 539 wurde auch ein Achtzylinderwagen mit Mercury-Motor namens ST 8 Supertrahuit gebaut, der sogar noch erhalten ist. Der Rosengart Supertraction vereinte amerikanische Moderne und französische Eleganz in Perfektion; er war im Frühjahr und Sommer 1939 der Liebling der französischen Concours d’Elegances. Von ihm sind keine 50 Stück mehr erhalten, davon wahrscheinlich keine 15 in fahrbereitem Zustand. In Deutschland gibt es fünf dieser Autos, von denen eins im Rosengart-Museum in Bedburg, westlich von Köln, steht. Von den fünf in Deutschland befindlichen Autos waren drei in unserer Werkstatt.
Dieses Auto verließ am 23.05.1939 das Werk und wurde an den Ingenieur Roger Chambonneau nach Caracas in Venezuela ausgeliefert. Was während des Kriegs geschah, ist nicht überliefert, aber 1971 tauchte das Auto in Frankreich wieder auf. Bis 1976 war das Cabriolet dann zunächst im Department Gironde, dann in Saint-Crepin Ibouvillers in Frankreich zugelassen, bevor es nach Deutschland verkauft wurde. Bilder aus diesen Jahren zeigen einen teilzerlegten Scheunenfund. Der neue deutsche Besitzer aus Rheinland-Pfalz führt eine erste Restaurierung der Karosserie durch, um das Cabriolet wieder fahrbereit zu machen. Nach einem weiteren Besitzerwechsel im Jahr 1996 wurde der Wagen dann von Januar 2000 bis März 2003 aufwendig und fachgerecht von der auf Oldtimer-Restaurierungen spezialisierten Fachwerkstatt Diemer & Dahlheimer in St. Ingbert bei Saarbrücken restauriert. Das Fahrzeug wurde erneut komplett neu aufgebaut, der originale Motor und das originale Getriebe vollständig überholt. Das Leder der Sitze und das Cabrioverdeck sind komplett neu in einer Sattlerei wiederhergestellt worden. Die gesamte Restaurierungsgeschichte ist durch die vorliegenden Original-Rechnungen und Restaurierungsbilder im Eigentum des Besitzers lückenlos nachvollziehbar. Die Restaurierung gestaltete sich aufwendig. Zwar war das Fahrzeug im Originalzustand, der Lack und das Leder sowie alle Holzteile waren aber stark verwittert. Die Karosserie war in einem verhältnismäßig guten Zustand, mit nur wenigen Durchrostungen. Nach der Restaurierung wurde der Super-Traction dann in seiner jetzigen zweifarbigen Farbkombination dunkelblau-cremé am 17. März 2003 wieder zugelassen. Im Jahr 2011 kam der Super-Traction schließlich zu seinem vorletzten Besitzer nach Berlin und wurde seitdem regelmäßig für Ausfahrten, eine Fahrt sogar bis ins Allgäu, genutzt. Im Laufe der Jahre wurden weitere technische Optimierungen durchgeführt, u. a. eine moderate Leistungssteigerung im Zuge einer erneuten Motorrevision, eine Revision der hinteren Achsschwingen, Stoßdämpfer und Federn, die Nachfertigung der originalen Stoßstangen und Verzierungen, die Anschaffung der sehr seltenen Delage Bord-Uhr sowie die Umrüstung auf eine 12V Bordspannung. Da der vorletzte Besitzer, neben dem Rosengart, mehrere Citroën Oldtimer besitzt, ist uns das Auto seit 2012 bekannt und 2023 verkauften wir das Auto an einen Sammler hochkarätigster Vorkriegsautos in Bayern. Erst im Februar 2024 hatte unser Geschäftsführer Herr Kayser das Fahrzeug persönlich nach Bayern gebracht. Zuvor wurden für gut 20.000 € alle gefundenen Mängel beseitigt. Leider bekam der neue Besitzer in Bayern gesundheitliche Probleme und muss, auf ärztlichen Rat, seinen Lebensstil deutlich vereinfachen. Daher wird ein Großteil seiner Sammlung verkauft, so auch dieser voll einsatzfähige Rosengart, obwohl er seit unserer Auslieferung keinen Meter damit gefahren ist. Das tut uns sehr leid und wir wünschen ihm zunächst die allerbesten Genesungswünsche. Für Sie bietet sich die Möglichkeit, diesen seltenen Wagen sofort fahren und genießen zu können. Nur die Anmeldung auf Ihren Namen muss natürlich gemacht werden, aber das dauert nur eine Woche …
Wir untersuchen alle Autos gründlich und unterbreiten dann üblicherweise drei Angebotsvorschläge. Da wir aber erst im Dezember 2023 für den Besitzer Reparaturen für gut 20.000 € ausgeführt haben, muss im Moment nichts repariert oder gewartet werden. Das Auto ist sofort voll einsatzfähig!
Wiebestr.36-37
10553 Berlin
Tel.: +49 (0)30 33 77 83 62
Mo. – Fr. 9:00 bis 19:00 Uhr
Sa. 11:00 bis 17:00 Uhr