Optimierung von Bewertungssystemen

Untersuchung und Optimierung von Bewertungssystemen für historische Fahrzeuge

Herr Mark Scheil absolvierte im Juli 2013 seine Bachelorarbeit für sein Studium der Fahrzeugtechnik an der HTW Berlin. Das von uns ausgeschriebene Thema: „Untersuchung und Optimierung von Bewertungssystemen für historische Fahrzeuge.”

Fast jeder kennt sie, die Preislisten für klassische Fahrzeuge, in denen die verschiedensten Modelle in Abhängigkeit ihres optischen und technischen Zustandes preislich taxiert werden. Der Ansatz dieser Listen ist sicher lobenswert, denn schließlich unterliegen auch Oldtimerpreise dem freien Markt und anhand der Listen kann man sich erkundigen, was denn der Traumwagen kosten darf, oder welche Klassiker für den eigenen Geldbeutel überhaupt in Frage kommen. So weit so gut, nur leider ist festzustellen, dass die Marktpreise sich mehr und mehr von den angegebenen Preisen in diesen Listen wegbewegen. Potentielle Interessentinnen und Interessenten haben auf Grund dieser Listen zunehmend falsche Vorstellungen von dem, was sie realistischer Weise erwarten können. Verkäuferinnen und Verkäufern geht es ähnlich und Gutachtern und Oldtimerfachbetrieben natürlich auch. Eigentlich stellt sich jeder, der sich mit der Materie beschäftigt die Frage, wie denn diese Listen überhaupt zustande kommen? Woher bekommen sie ihre Informationen, wie werden sie gepflegt und wie entstehen die Dotierungen für die einzelnen Modelle in verschiedenen Zuständen?

Ein ständiges Ärgernis sind auch die Zustandsnoten, die auf einem praktisch unerreichbaren perfekten Zustand basieren. Der sogenannte Zustand 1, wenn ihn denn ein Fahrzeug überhaupt je erreichen kann, entspricht quasi einer Studentin oder einem Studenten, die oder der den Studienabschluss mit Summa Cum Laude besteht, also ein ganzes Studium hindurch immer alles mit Bestnote abschließt. Solche Genies gibt es zwar hin und wieder, aber keine Hochschule käme auf die Idee ihre Notenschlüssel am Maßstab Summa Cum Laude zu orientieren, weil dann fast alle anderen Studierenden durchfallen würden. Im Schulwesen hat man sich daher darauf geeinigt, dass jemand eine 1 bekommt, wenn sie oder er mindestens 80% der Prüfung richtig beantwortet hat. Das schließt ja nicht aus, dass es hin und wieder mal ein Summa Cum Laude gibt, lässt aber allen anderen eine faire und reale Chance. Nur bei den Zustandsnoten von Oldtimer orientiert man sich am 100% prefekten Summa Cum Laude Wagen. Wäre es nicht an der Zeit diesen Missstand einmal zu korrigieren und die Beschreibung der Zustandsnoten der Realität anzupassen?

Im Weiteren geht es in den bislang gebräuchlichen Preislisten ausschließlich um die Zustandsnoten und um eine gute Note zu erreichen muss ein mehrere Jahrzehnte alter Gebrauchsgegenstand wie ein Automobil in aller Regel restauriert werden. Eine Restaurierung mit dem Ziel eine gute Zustandsnote zu erreichen beseitigt jedoch unwiederbringlich alle Gebrauchsspuren eines Autolebens. Weil dies immer weniger Oldtimerliebhaber möchten, erzielen gut erhaltene und nicht restaurierte Fahrzeuge mittlerweile viel höhere Preise, als es ihre Zustandsnote erwarten ließe. Ein technisch perfekt funktionierender Oldtimer, dessen Karosserieblech noch nie geschweißt wurde und der noch im ersten Lack dasteht würde, nach den derzeit allgemein gültigen Noten, niemals eine Zustandsnote besser als 3 erhalten und sein theoretischer Marktpreis würde sich somit exorbitant vom tatsächlichen Marktpreis entfernen. Wenn man also die Preislisten konstruktiv überarbeitet, sollte der Originalitätsgrad unbedingt berücksichtigt werden.

Alle diesen Fragen hat sich Fahrzeugingenieur Mark Scheil, der sein praktisches Semester in der Atelier Automobile GmbH absolviert hat, angenommen und in seiner Studiumabschlußarbeit, also seiner Bachelorarbeit, die Preislisten hinterfragt und konstruktive wissenschaftlich fundierte Weiterentwicklungsvorschläge für die Preisfindung von Oldtimern aufgezeigt. Er konnte hier eine vorherige Bachelorarbeit von Herrn Küttner, der sich mit der Feststellung des Originalitätsgrades von Oldtimern beschäftigt hat, integrieren.

Die sehr gute Bachelorarbeit von Herrn Mark Scheil können Sie hier herunterladen.

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