Ein Kunde aus Süddeutschland frug am Telefon, ob er uns sein Traction Avant Cabriolet zur Durchsicht und Behebung von Mängel bringen könnte. Er hatte den Wagen seit gut 20 Jahren, habe aber inzwischen das Gefühl, dass das Auto eine größere Inspektion einer Fachwerkstatt benötigte. Nach einer interessanten Unterhaltung wurde ein Termin vereinbart, zu dem wir den Wagen in Bayern per Transporter abholten.
Auf den ersten Blick sah das Cabriolet sehr gut aus und auch erste Testfahrten verliefen ohne Probleme. Bei der genauen Inspektion zeigten sich dann aber einige unschöne Überraschungen. Zum einen erwies sich die Bodenstruktur an etlichen Stellen durchgerostet und an der Karosserie zeigten sich, vor allem im Bereich der Türen, Risse im Blech. Dies alles ließ eine wenig verwindungssteife Karosserie vermuten und dies wiederum deutete auf eine erhebliche Schwächung der Karosserie durch Korrosion hin. Hinzu kam der Wunsch des Kunden, den Motor auszubauen und komplett zu revidieren. Zwar verrichtete der Motor auf unseren Testfahrten brav seinen Dienst, aber der Besitzer des Autos sagte, dass der Motor im Sommer thermische Probleme hätte.
Wir erarbeiteten schließlich eine Kalkulation für eine völlige Zerlegung des Fahrzeuges und eine komplette Überholung der Technik. Selbstverständlich machen wir bei solch umfangreichen Arbeiten, die schon einer Teil-Restaurierung gleich kommen, darauf aufmerksam, dass die Kalkulation keine Dinge berücksichtigen kann, von deren man erst bei der Demontage Kenntnis erhält. Der Kalkulation wurde durch Auftragserteilung statt gegeben und wir begannen mit der Zerlegung des Fahrzeuges.
Während der Arbeiten traten einige Überraschungen zu Tage, von denen der Besitzer des Autos bis dahin auch keine Kenntnis hatte. Es zeigte sich zum Beispiel, dass die Flanken der Karosserie mit zum Teil fast 12mm Spachtel versehen waren, die Türscharniere karosserieseitig in den Spachtel eingearbeitet waren und der Längsträger vorne links durch einen Unfall gestaucht war. Der Unfall hatte auch eine Verformung eines vorderen Dreieckslenkers zur Folge. Die Motorzerlegung brachte dann zu Tage, dass die Kurbelwelle schon mal neu gelagert wurde (original waren keine auswechselbaren Lagerschalen, sondern in Bronze gegossene Lager), aber die nachträglich eingebrachten Lagerschalen offenbar nicht passten und mehr schlecht als recht bearbeitet wurden. Dass der Motor über viele Jahre, abgesehen von seinen thermischen Problemen, klaglos funktionierte, grenzt an ein Wunder bzw. beweist die eigentliche Robustheit der Konstruktion. Der Kunde stimmte den nötigen Arbeiten stets zu und kaufte zusätzlich, bei einem seiner Besuche, einen Citroën ID Break, der sich gerade bei uns in Restaurierung befand. So zeigte sich, dass eine aufrichtige und umfangreiche Kommunikation der Dinge am längsten währt.
So endeten die Arbeiten fast bei einer Totalrestaurierung, lediglich die Sitze und das Verdeck wurden mehr oder weniger unangetastet wieder eingebaut. Die gesamte Karosserie und die gesamte Technik wurden jedoch restauriert. Der Motor wurde fast ausschließlich mit alten original Ersatzteilen von Citroën, also nicht mit nachgefertigten Teilen, aufgebaut. Die Ölpumpe wurde neu austariert und der fertige Motor, vor dem Einbau ins Auto, auf einem Prüfstand erprobt. Die Türspalte der Karosserie wurden so gut ausgeführt, wie sie seiner Zeit kaum das Werk verlassen haben dürften. Die Zierteile wurden instand gesetzten und neu verchromt. Die vorderen Positionslichter wurden zu Blinkern umgebaut und am Heck wurden dezente zum Stil des Fahrzeuges passende Blinker angebaut. Die Lackierung wurde in originalen Farbtönen schwarz/hellgrau ausgeführt.
Inklusive der Recherche nach originalen Ersatzteilen haben die Arbeiten über zwei Jahre in Anspruch genommen und die Fotodokumentation umfasst 912 Fotos, von denen Sie hier nur eine kleine Auswahl sehen. Zu jedem Foto finden Sie einen kurzen Bilduntertitel, der grob beschreibt was Sie auf dem Foto sehen. Wir wünschen Ihnen dabei viel Spaß beim Ansehen!