Ein Kunde hatte uns von einem Peugeot 604 in Carcassonne erzählt, der sein Eigentum ist und vor 33 Jahren abgestellt wurde. Das Auto, Baujahr 1978, wurde 1985 mit einem Motorschaden bei Kilometerstand 43.265 in der Peugeot Vertragswerkstatt seines Vaters zum Austausch des Motors abgegeben. Nachdem ein neuer Austauschmotor eingebaut worden war, konnte der Auftraggeber die Rechnung nicht bezahlen und irgendwann ging das Fahrzeug dann in den Besitz der Peugeot Vertragswerkstatt über. Das Auto wurde seit diesem Motoraustausch nie bewegt bzw. blieb eben diese 33 Jahre in der Halle der ehemaligen Werkstatt stehen. Inzwischen gehörten alle Nachlässe dieser Werkstatt unserem Kunden, der ja der Sohn des früheren Werkstattbesitzers ist. Dieser Sohn ging Mitte der 1980er Jahre in die USA, gründete ein Unternehmen und konnte sich einen gewissen Wohlstand aufbauen. Seine frühe Prägung auf Peugeot ließ ihn nie mehr los und heute besitzt er eine beachtliche Sammlung historischer Peugeot Automobile. Unser Kunde ist geschäftlich des Öfteren in Berlin und seit geraumer Zeit betreuen wir ein paar seiner historischen Peugeot, die er in Berlin untergebracht hat. Immer wieder hatte er von dem schlummernden 604 in Carcassonne erzählt und eines Tages hatte er uns dann beauftragt dieses Auto zu holen und zu restaurieren. Ihm war klar, dass die Restaurierung eines Peugeot 604 den Wert eines solchen Autos um das Vielfache übersteigt, aber es sollte ein Fahrzeug im absoluten Bestzustand entstehen und er gönnte sich damit ein Geschenk zu seinem 60. Geburtstag, den er in der Classic Remise in Berlin feierte.
Die Zeit bis zu seinem Geburtstag war knapp und wir hatten zwei Mitarbeiter zu 100% mit der Aufgabe betreut. Am 08.01.2018 wurde dann begonnen den Wagen zu restaurieren und am 22.06.2018 war die Restaurierung abgeschlossen. Unsere beiden Mitarbeiter hatten jeder gut 750 Stunden benötigt, zusammen also gut 1.500 Stunden. Das wir so eine Arbeit ohne Unterbrechung durchziehen konnten ist ganz gewiss ein Sonderfall, bzw. wurde im Vorfeld entsprechend geplant. Das dann aber alles mehr oder weniger glatt ging, es keine Verzögerungen durch Probleme bei der Ersatzteilbeschaffung und durch Subunternehmer wie der Lackiererei und dem Sattler gab, ist ein äußerst seltener Fall. Der an sich gute Zustand des Fahrzeuges machte kaum unvorhersehbare Schwierigkeiten, ein Umstand den man selten erlebt. Zwar konnten wir bei der Arbeiten Spuren eines Unfalls seitlich hinter dem rechten Vorderrad entdecken, aber die Beseitigung der Unfallspuren war keine große Herausforderung. Dass die Geschichte mit dem vor 33 Jahren neu eingebauten Austauschmotor wahr ist, bestätigte der Zustand des Motors. Nach dem Abnehmen der Zylinderköpfe konnte man das neu anmutende Innere des Motors sehen. Der Motor wurde dann nicht weiter geöffnet, aber natürlich neu abgedichtet und alle Nebenaggregate erneuert. Auf Wunsch des Auftraggebers wurden die restaurierten Sitze nicht mehr mit hellgrauem Velours, sondern mit hellgrauem Leder bezogen und mit einer Sitzheizung versehen. Alle Fensterscheiben wurden durch grüne Wärmeschutzscheiben ersetzt und als Räder originale Leichtmetallfelgen mit Michelin TRX Bereifung angebaut. Das Auto wurde, bis auf den Dachhimmel und den für gut befundenen Motor, komplett zerlegt. Alle Fahrwerksteile wurden Sand gestrahlt, neu lackiert und anschließend mit neuen Buchsen, Stoßdämpfern, Federn und dergleichen eingebaut. Alle Teile der Bremsen wurde erneuert, neu Bremsleitungen und ein neuer Kabelbaum eingebaut. Scheinwerfer, Blinker, Rücklichter und vieles mehr wurden durch sogenannte new old stock Teile ersetzt.
Eine Schwierigkeit gab es allerdings doch. Der Kunststoff der Armaturenbrettabdeckung ist an den Ausschnitten für die Lüftungsgitter verformt, bzw. die Ränder dieser Ausschnitte sind wie aufgequollen. Daran lässt sich schwer was ändern, aber diese Verformung hat zur Folge, dass die Lüftungsgitter nicht mehr richtig passen. Einer unserer Mitarbeiter hatte die Idee neue Lüftungsgitter anzufertigen und diese dann „einfach“ etwas größer zu machen um so die verformten Ränder der Ausschnitte im Armaturenbrett abzudecken. Unser Mitarbeiter hat dann von den originalen Lüftungsgittern einen Datensatz erstellt und per CAD die Form so geändert wie erforderlich. Die neuen größeren Lüftungsgitter wurden dann mit einem 3D-Drucker hergestellt. Das Ergebnis im Auto ist absolut überzeugend und wenn man nicht auf diese Änderung hingewiesen wird, fällt es niemandem auf.
Entstanden ist letztlich genau das, was unser Kunde sich wünschte. Sein seit 33 Jahren ruhender 604 erstrahlt in neuwertigem Glanz und es könnte sich durchaus um das beste Exemplar überhaupt handeln.
Wir wünschen viel Spaß beim Klicken durch die Fotos.