Vollrestaurierung eines Citroën DS 19 Décapotable von 1964

Ein Kunde aus Süddeutschland interessierte sich für ein DS Cabriolet mit der älteren Frontpartie mit Rundscheinwerfern. Das Auto sollte möglichst perfekt sein und über ein halbautomatisches Getriebe verfügen. Wir hatten bereits Kenntnis von einem solchen Auto, was in Portugal stand. Unser Herr Kayser setze sich ins Flugzeug und telefonierte von Porto aus mit dem Kunden aus Süddeutschland. Das Auto sah gut aus, aber es war klar, dass es kein perfektes Auto war.

Ein Citroën DS Cabriolet wurde entweder bei der Firma Chapron gebaut, oder mit Chapronteilen bei Citroën in Paris gefertigt. Neben den Werkscabrios, die über Citroën vertrieben wurden, baute Henri Chapron auf besonderen vom Werkscabrio abweichende Cabriolets, ein paar Coupés und einige Sonderlimousinen. Werkscabrios wurden 1.365 Stück und in der Summer zusätzliche 285 Chapron Unikate hergestellt. Die Werkscabriolets sind derart begehrt, dass im März 2009 das letzte gebaute Modell für 338.000 € versteigert wurde! Von den so heiß begehrten Werkscabriolets sind besonders die gesucht, die bei Citroën montiert wurden. Leider gibt keine vollständige Auflistung der Fahrgestellnummern der Cabriolets, die bei Citroën gebaut wurden und man muss daher viel Detailwissen haben, um die Autos nach bestem Wissen und Gewissen zu identifizieren. Vor allem auch deswegen, weil es mehr zum Cabriolet umgebaute DS gibt, als originale Cabriolet gebaut wurden! Ein gut gemachter Umbau mag durchaus eine Alternative sein, kostet aber inzwischen auch an die 80.000 €. Aber natürlich geht nichts über ein Original, denn es gibt so viele Details, die man kaum nachbauen kann.

Bei dem in Portugal befindlichen Auto deutete alles auf ein originales Werkscabriolet aus Pariser Produktion hin! Ob es tatsächlich in Paris gebaut wurde ist nicht hundertprozentig klar, aber ein sogenanntes originales Werkscabrio ist es auf jeden Fall! Wir haben den Wagen gekauft und nach Berlin bringen lassen. Dort sah ihn sich der Interessent an und kaufte das schicke, von Citroën zu dieser Zeit noch Décapotable genannte, Cabriolet. Nach ein paar technischen Reparaturen holte er den Wagen ab und fuhr den Spätsommer 2008 mit dem Auto umher. Nach der Saison ließ er den Wagen, wie vereinbart, wieder zu uns bringen und beauftragte uns mit der Restaurierung. Das war im Dezember 2008.

Wir begannen sofort mit der Zerlegung des Fahrzeugs und restaurierten, während weiter zerlegt wurde, zuerst den Motor. Der Motor war längst fertig, als wir immer noch damit beschäftigt waren verrostete Karosseriestrukturen zu erneuern. Zunächst stellen sich die Schweller als unsachgemäß ausgeführte Reparatur heraus. Je mehr wir uns zum Gebälk des Wagens durcharbeiteten, desto schlimmer wurde die Substanz. Die Tankmulde war verpfuscht und der gesamte Verdeckkasten war total verrostet. Die unteren Enden der A-, B- und C-Säulen waren ebenso verpfuscht wie so manches andere auch. Obwohl die Materialschichtdicke von der Lackoberfläche bis zum Blech nur zwischen etwa 0,45 und 1,25 mm schwankte erwies sich die Tragstruktur der Karosse als morsch. Erfahrungen, die wir leider immer wieder machen und von der jeder Restaurierungsbetrieb ein Lied singen kann. Gerade bei einem DS Cabriolet, deren gesamtes äußeres Heckteil mit dem Rahmen verschweißt ist, lässt sich kaum vorhersagen, was sich darunter verbirgt. Da hilft selbst die Inspizierung mit einem Endoskop nur wenig, denn viele Stellen sind einfach nicht zugänglich.

Die Restaurierung war hart und dornenreich, aber es hat sich jedoch, denn das Cabriolet steht da wie neu! Das Auto wurde in seinem originalen Farbton AC 616 bleu d’orient lackiert und die Innenausstattung mit schokoladenbraunem Leder ausgeschlagen. Das Verdeck und die Teppiche wurden ebenfalls in schokoladenbraun ausgeführt. Der Motor wurde komplett revidiert, bekam neue Zylinderlaufbuchsen und Kolben und wurde bei dieser Gelegenheit auf den Betrieb von bleifreiem Kraftstoff umgerüstet. Das gesamte Fahrwerk, die gesamte Hydraulik, die gesamte Bremsanlage und natürlich auch die gesamte Elektrik wurden erneuert oder aufwändig instand gesetzt. Als Radio wurde ein modernes Becker Classic im Design der ’60er Jahre mit Freisprecheinrichtung und Navigation eingebaut. Um eine möglichst gute Akustik mit nicht zu sehenden Lautsprechern zu realisieren, wurden ultramoderne Flächenlautsprecher eingebaut. Diese Flächenlautsprecher, eine Neuentwicklung aus der Architektur, wurden nach unserem Wissen noch nie in ein Automobil eingebaut! Damit der Klang richtig rund wird, wurden hinter dem Rücksitz zwei Subwoofer, hinter die äußeren Lüftungsgitter am Armaturenbrett zwei Hochtöner und ein Verstärker erster Qualität eingebaut. Selbst bei geöffnetem Verdeck kann man sich jetzt wie in einem Konzertsaal fühlen. Damit diese Audioanlage nicht das elektrische Bordnetz überlastet, wurde eine modere Drehstromlichtmaschine eingebaut, die vor allem bei niedrigen Drehzahlen deutlich mehr Ladespannung produziert. Auf Wunsch des Kunden wurden vorne zwei Dreipunktautomatikgurte und hinten zwei Zweipunktautomatikgurte eingebaut. Damit die Gurte im Ernstfall auch wirklich halten, wurden alle Verankerungspunkte an tragende Karosserieteile verschweißt. Wie bei einem modernen Cabriolet verschwindet das Gurtband im Verdeckkasten und die gesamte Gurtmechanik liegt unsichtbar im Verborgenen. Auch im Verdeck stecken einige Innovationen, aber aussehen tut es wie im Original von Henri Chapron.

Die Dokumentation der Restaurierung umfasst gut 1.100 Fotos, mit denen der Kunde stets per E-Mail auf dem Laufenden gehalten wurde. Alle Fotos auf unserer Internetseite zu präsentieren hätte den sinnvollen Rahmen so einer Webseite gesprengt, aber wir bietet Ihnen hier die Gelegenheit einen Auszug davon zu begutachten. Wir wünschen Ihnen dabei viel Spaß!

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