Zwei Wankel-Citroën

Nach dem wir bereits ab und zu eines der überaus seltenen Citroën Modelle mit Wankelmotor in unserer Werkstatt hatten, sind wir nun stolz gleich beide jemals gebauten Citroën Modelle mit Wankelmotor gleichzeitig anbieten zu können. Es handelt sich um einen originalen Citroën M35 Prototypen von 1970 und einen serienmäßigen Citroën GS Birotor von 1975.

Citroën M35, 1970

Citroën GS Birotor

Beide Citroën Wankel-Modelle

Kurzer historischer Hintergrund zur Wankelgeschichte von Citroën, denn wenn man an Autos mit dem Kreiskolbenmotor von Felix Wankel denkt, fallen den meisten Zeitgenossen der NSU Ro 80 und vielleicht die RX Modell von Mazda ein. Die eine oder der andere denkt vielleicht noch an den NSU Wankelspider und den Mazda Cosmo, aber das es außer Mazda und NSU noch einen dritten Hersteller gab, der serienmäßig Autos mit Wankelmotor anbot, ist heute so gut wie in Vergessenheit geraten. Dieser Hersteller war Citroën und im Gegensatz zu NSU und Mazda strebte Citroën die Produktion einer Großserie an. Zusammen mit NSU hatte man für die Entwicklung der Wankelmotoren eigens eine gemeinsame Firma namens Comotor gegründet. Das Modell was von Citroën für diese große Serie vorgesehen war, war der GS (Grand Series = große Serie), der 1970 mit einem Vierzylinderboxer Motor von dem Hersteller Panhard, den man 1965 übernommen hatte, debütierte. Bis 1986 wurden über 2,5 Millionen GS-Modelle produziert. Das Wankelmodell GS Birotor wurde am 14.09.1973 in Paris der Öffentlichkeit vorgestellt.

Zuvor, in 1969, lieferte man an ausgewählte Kunden eine Kleinserie der Prototypen M35, die auf dem Citroën Modell Ami 8 basierten. Die Karosserien waren hier jedoch als Coupé ausgeführt, eine Variante, die es bei den „normalen” Ami-Typen nicht gab! Überhaupt sind die M 35 Modelle als Sportcoupés der unteren Mittelklasse zu verstehen und wurden daher auch mit ganz speziellen Sportsitzen versehen, wie sie in ähnlicher Form später im Citroën SM verwendet wurden. Das Fahrwerk ist mit einer Hydropneumatik versehen, wie sie sonst nur in größeren Citroën-Modellen angewendet wurde. Um die neue Wankeltechnologie in Kundenhand zu testen war eine Kleinserie von 500 Stück geplant und nur ausgewählte Kunden konnten die Autos kaufen. Diese Kunden mussten sich verpflichten binnen eines Jahres mindestens 30.000 Kilometer mit dem Wagen zu fahren und ein Fahrtenbuch zu führen, in dem sie alle Vor- und Nachteile, sowie Defekte eintragen sollten. Citroën verpflichtete sich jede Reparatur auf Garantie auszuführen und richtete einen speziellen Pannendienst für die Fahrzeuge ein. Nach Ablauf der Testperiode konnten die Kunden ein anderes Citroën Modell ihrer Wahl zu ganz speziellen Konditionen bekommen, mussten aber dann den M 35 wieder ans Werk abgeben. Zu den geplanten 500 Prototypen kam es jedoch nicht, denn bis 1971 wurden lediglich 267 Fahrzeuge hergestellt. In 1969 sechs Stück, in 1970 212 Stück und in 1971 49 Stück. Jedes Fahrzeug trug auf den vorderen Kotflügeln die Aufschrift „Prototype Citroën M35 No. …”. Als man merkte, dass man keine 500 Stück bauen wird, schummelte man mit Aufschrift und daher gibt es Fahrzeuge mit Nummern über den tatsächlich hergestellten 267. Nach den M 35 Prototypen begann die Serienfertigung des Modells GS Birotor, nun mit Zweischeiben-Wankelmotoren. Die Motoren des GS Birotor waren eine Weiterentwicklung des Motors des NSU Ro 80 und entwickelten bei einem Kammervolumen von 995ccm eine Leistung von 107 PS bei 6.500/min, womit ein GS Birotor auf bis zu 175 km/h beschleunigt werden konnte. Als Spitzenmodell der GS-Baureihe verfügte der Birotor über ein anderes Armaturenbrett (später im GSX eingebaut), eine breitere Spurweite vorne, breitere Räder, ausgestellte Kotflügel vorne und hinten, sowie über eine deutlich luxuriösere Ausstattung als die gewöhnlichen GS Modelle. Nachdem Volkswagen die Marke Audi übernommen hatte, die sich zuvor NSU einverleibt hatte, stoppte VW 1972 die Wankelentwicklung und kündigte den Vertrag mit Comotor. Damit war Comotor nun eine 100 prozentige Tochter von Citroën. Citroën wiederum wurde 1974 von Peugeot übernommen und für das eher konservative Peugeot Management war das Wankelprojekt wirtschaftlich viel zu unsicher. Obwohl Citroën an einer Erweiterung der DS Modelle um eine Wankelvariante arbeitete und das Modell CX nicht als Nachfolger der DS vorgesehen hatte, stoppte Peugeot alle weiteren Wankelpläne und damit auch eine weitere Ausbaustufe der DS. Der CX wurde als Nachfolger der DS eingeführt und die Produktion des GS Birotor, nach 843 Exemplaren, 1975 eingestellt. Mit dem Ausstieg von Audi/VW und Peugeot/Citroën aus der Wankelentwicklung war das Fortbestehen des Wankelmotors in Europa gestorben. Nur Mazda blieb, obwohl Ford 1996 33.4% Anteile an Mazda erwarb, dem Konzept treu und baut seine Wankelmotoren bis heute in seine RX Modelle erfolgreiche ein! Aber Peugeot stoppte nicht nur die Produktion des GS Birotor, sondern versuchte alle bis 1975 verkauften M35 und GS Birotor zurückzukaufen und zu verschrotten. Man wollte sich somit der Ersatzteilversorgung entledigen. Nur eine bis heute nicht geklärte Anzahl von Kunden, man spricht von 147, weigerten sich ihren GS Birotor herzugeben. Man spricht von 147 Kunden, die Ihren GS Birotor behielten und etwa 40 Kunden, die ihren M35 behielten. Wie viele dieser Autos bis heute überlebt haben, ist ebenfalls nicht eindeutig geklärt. Nur eins ist sicher, wir konnten bisher zwei GS Birotor beschaffen und an entsprechende Liebhaber vermitteln und nun hat es unser Einkäufer tatsächlich geschafft einen M 35 zu sichern. Das Auto ist also bereits in unserem Besitz und wird mit einem der nächsten Sammeltransporter zu uns nach Berlin kommen.

Technische Daten Citroën M 35: Bauzeit 1969-71, Frontantrieb, hydropneumatisches Fahrwerk mit einstellbarer Bodenfreiheit, Michelin ZX Reifen 135 SR 15, Scheibenbremsen vorne und hinten Trommelbremsen, Radstand 2.400mm, Länge 4.050mm, Breite 1.555mm, Höhe in „normaler” Höheneinstellung des Fahrwerks 1.350mm, Leergewicht 815Kg, Wankelmotor mit einer Kreiskolbenkammer vorne längs eingebaut, Doppelzündung mit zwei Zündkerzen pro Wankeleinheit, Motorölinhalt 4.5 L, 497.5ccm, 49PS bei 5.500/min, 68Nm bei 2.745/min, 144km/h, Verbrauchsangabe (von 1969) 9.68L/100Km

Technische Daten Citroën GS Birotor: Bauzeit 1973-75, Frontantrieb, hydropneumatisches Fahrwerk mit einstellbarer Bodenfreiheit, Michelin XAS Reifen 165 HR 15, Scheibenbremsen ringsum, Wendekreis 10.5m, Radstand 2.550mm, Länge 4.120mm, Breite 1.640mm, Höhe in „normaler” Höheneinstellung des Fahrwerks 1.370mm, Leergewicht 1.140Kg, Gesamtgewicht 1.540Kg, Wankelmotor mit 2 Kreiskolbenkammern vorne quer eingebaut, normale Zündung mit einer Zündkerze pro Wankeleinheit, Motorölinhalt 4.5 L, 995ccm, 107PS bei 6.500/min, 137Nm bei 3.000/min, 0-100km/h = 14s, 175km/h, Verbrauchsangabe (von 1974) 14l/100Km, Preis 1974: 24.952,00 FF

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