Französisch-deutsch-deutsche Geschichte

Zusätzliche Informationen

M

Citroën 7 Front 1,9 Liter Roadster-Cabriolet

  • Baujahr: 1938
  • 4 Zylinder
  • 1.911 ccm
  • 42 PS
  • 105 km/h

189.400 

Die deutsche Fahrzeugindustrie war nach dem Ersten Weltkrieg und während der entbehrungsreichen Nachkriegsjahre kaum konkurrenzfähig. Die Regierung versuchte durch Zollauflagen die Einfuhr ausländischer Produkte zu reduzieren. Der deutsche Markt erschien erfolgversprechend, so versuchten amerikanische, französische und italienische Fabrikate durch die Errichtung deutscher Montagewerke die Zollauflagen zu umgehen. Nachdem das Deutsche Reich dem Völkerbund beigetreten war und am 31.01.1926 die britischen Besatzer aus dem Rheinland abzogen, begann Citroën noch am gleichen Tag mit der Errichtung eines Automobilwerks in Köln-Poll. Die großzügigen Fabrikanlagen gehörten zuvor dem „Rheinwerk“, der Vereinigten Westdeutschen Waggonfabrik AG. Der direkte Bahnanschluss ergab eine ideale logistische Verbindung nach Paris. Das Firmengelände in Köln-Poll erstreckte sich über 64.500 qm – es wurde zum modernsten Autowerk Deutschlands ausgebaut. Bereits am 15.02.1927 startete die Produktion kompletter Fahrzeuge. Zusammen mit 350 Händlerbetrieben wurde Citroën zum größten Importhersteller in Deutschland. Durch Vertriebs- und Fertigungsgesellschaften in Belgien, Dänemark, England, Holland, Italien, Polen, der Schweiz und Spanien avancierte Citroën zum größten Autohersteller Europas. Um dem deutschen Gesetzgeber Rechnung zu tragen, bestanden die Kölner Autos ab 1928 zu 75 % aus im Inland gefertigten Teilen. Ab 1933 wurden sogar die Motoren bei Siemens in Berlin gefertigt und die Autos bestanden dann zu 95 % aus deutschen Teilen. Trotzdem ging die Gängelei der Behörden weiter. Als Citroën in Frankreich selbst in finanzielle Engpässe geriet, wurde die Produktion in Köln im Dezember 1935 eingestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden in Köln 18.710 Fahrzeuge hergestellt. Von deutschen Citroën Händlern wurden die Autos aus Köln-Poll schlicht „die Poller“ genannt. Die Poller waren aufgrund ihrer Verbesserungen im Detail und ihrer Verarbeitungsqualität begehrt. Auch die 1934 vorgestellten Traction Avant Modelle wurden in Köln produziert und unter den Bezeichnungen 7 Front, 11 Front und 15 Front verkauft. Bis zur Werksschließung wurden 1.823 Citroën Front gebaut. Nach unserem Wissen existieren davon noch fünf Exemplare; von denen zwei Stück nach der Wende im Osten Deutschlands gefunden wurden. Eines dieser fünf Fahrzeuge durften wir vor ein paar Jahren verkaufen; es befindet sich seitdem in unserem Service. Nach dem Ende der Kölner Produktion gab es jedoch auch weiterhin einige deutsche Kunden, die sich den sensationellen Citroën Front kauften. Diese Autos wurden von Paris nach Köln-Poll gebracht und dort auf den damaligen Standard gebracht, mit Bedienungsanleitung und Serviceheften aus dem Bestand des ehemaligen Kölner Werks versehen, als Modelle 7 Front, 11 Front bzw. 15 Front homologiert und in Verkehr gebracht. Solche Autos heute zu finden, ist eine absolute Rarität.

Das angebotene Traction Cabriolet ist aller Wahrscheinlichkeit nach eine solche Rarität. Zwar ist die Historie kriegsbedingt nicht lückenlos nachweisbar, dennoch gibt es Indizien, die darauf hinweisen. So wurden ortsnah auf dem Fundgelände mehrere zum Fahrzeug gehörige Teile aus deutscher Produktion gefunden. Das Cabriolet selbst besaß und besitzt Innentürgriffe und Fensterkurbeln der Kölner Produktion. Das Fahrzeug ist zwei namhaften Citroën Historikern, die mehrere Bücher über die Marke geschrieben haben, bekannt. Einer dieser beiden Herren war, bis zu seinem Ruhestand, Pressesprecher von Citroën in Deutschland.

Dieses Roadster-Cabriolet fand der jetzige Eigentümer im Juni 1992 unter einem Berg Sperrmüll im Osten von Berlin, bis 03.10.1990 DDR. Der Traction Enthusiast hatte einen Tipp von einem Freund bekommen und tatsächlich, nach längerer Suche, fand er schließlich das völlig desolate, eigentlich schrottreife, Auto. Buchstäblich im letzten Moment, denn Maschinen und Container zur Schrott- und Sperrmüllentsorgung waren schon im Einsatz. In einer Blitzaktion konnte das Auto sowie zahlreiche Vorkriegsteile der Vernichtung entzogen werden. Bevor mit der Restaurierung begonnen wurde hat der neue Eigentümer erst mal gründlich recherchiert. Schließlich sollte das Auto so originalgetreu wie irgend möglich wieder aufgebaut werden. Wichtige Hilfe bekam der Tractionist von den beiden oben erwähnten Citroën-Historikern, die er in diesem Zusammenhang kennenlernte. Wertvolle Hilfe leisteten zahlreiche Besitzer von Traction Cabriolets im In- und Ausland. Das Auto war wahrscheinlich im Krieg an der Ostfront im Einsatz und hat den Rückzug der Wehrmacht bis auf deutsches Gebiet irgendwie überstanden. Nach dem Krieg wurde das Auto in der sowjetischen Besatzungszone (erste Buchstaben des Kennzeichens ST für Sowjetische Zone Thüringen) angemeldet. Das Hintere dieser Kennzeichen, die bis zur Staatsgründung der DDR Gültigkeit hatten, ist noch vorhanden. Die neu gegründete DDR hatte zum Glück kein Interesse an dem alten Auto. Dies führte dazu, dass der Roadster nicht vom Staat „käuflich erworben“ wurde. Ein entsprechendes amtliches Schreiben war in der DDR „goldwert“. War dies doch eine Voraussetzung dafür, um ein Fahrzeug privat zu nutzen oder zu verkaufen. Wahrscheinlich hat eine diesbezügliche Kaufablehnung dem Auto das Leben gerettet. Ein solches Schreiben, leider für einen anderen Traction, befindet sich in der Sammlung des Eigentümers. Bis 1969 war der Wagen dann in privatem Alltagsbetrieb in der DDR und wurde nach der Abmeldung letztendlich stehen gelassen. Ein Citroën-Fan in der DDR hatte den völlig verbrauchten Wagen dann auf sein Feld im Osten Berlins verbracht. Dort hatte er alle Tractions gesammelt, die er im Osten finden konnte. Als Quelle für Ersatzteile war der Herr in Ost-Berlin wohl relativ bekannt. Unter all den abgestellten Tractions hat sich auch eine Cabrio-Limousine aus Kölner Produktion, ein „Poller“, befunden. Auch dieses Auto wurde von dem Tractionist vor der Verschrottung gerettet. Es befindet sich nach wie vor im Fundzustand in seiner Sammlung.

Dokumente, die bis 1992 überlebt haben, sind noch vorhanden. Wer das Auto 1938 neu gekauft hatte, ist nicht überliefert. Alle Recherchen, sogar bei Citroën selbst, konnten diesen frühen Teil der Historie nicht erhellen. Am Fahrzeug selbst gibt es einige Indizien, die nur Autos aufweisen, die zwischen dem Ende der Produktion in Köln 1935 und dem Beginn des Krieges 1939 durch die Homologation in Köln-Poll gingen. Wer immer dieses unglaubliche Stück Automobilgeschichte heute kauft kann sich ja auf die Suche nach weiteren Bruchstücken der Geschichte begeben.

Der Herr, der das Auto 1992 fand und erwarb, hat es anschließend penibel und so nah am Original wie irgend möglich wieder aufgebaut. So gut wie jedes Bauteil wurde recherchiert. An der Karosserie fanden sich noch kleine Reste des originalen Lacks im Farbton „Rouge Excelsior“, ein edles Dunkelstrot, das je nach Lichteinfall etwas ins Bräunliche oder Schwarzviolette changiert. Selbst kleinste Fetzen des originalen blauen Interieurs konnten irgendwo separiert und analysiert werden. Die Farbkombination von heute entspricht daher weitgehend der originalen Farbkombination der Werksauslieferung von 1938. Technisch wurde das Auto, so gut es ging, originalgetreu restauriert. Der Motorblock ist ein originaler Vorkriegs Revisionsblock von vor März 1939. Der Betriebssicherheit geschuldet ist der Motor aktuell mit einem Zylinderkopf Performance von ab März ‘39 versehen, was äußerlich nicht zu erkennen ist. Die Modelle, die seinerzeit in Frankreich verkauft wurden, hießen „Citroën 11 BL Roadster-Cabriolet“, während die Autos, die die deutsche Homologation in Köln-Poll durchlaufen haben „Citroën 7 Front 1.9 Liter Roadster-Cabriolet“ hießen. Dies, bzw. die Tatsache, dass zahlreiche Eigentümer in der DDR anstatt „1.911 ccm“- für die Zulassung gerne „1.628 ccm“ Hubraum angegeben haben, könnte erklären, warum der 11er-Motor eine Motorplakette eines 7er-Motors hat. In behördlichen Schreiben der DDR wurden Eigentümer um Auskunft aufgefordert, ob denn ihr Auto mit einem 7er oder 11er-Motor versehen ist. Also ob 1,6 oder 1,9 Liter Hubraum zu versteuern und zu versichern sind. Da das Auto 7 Front heißt haben die Eigentümer wohl einfach behauptet, dass das Auto einen 7er-Motor hat. Es wurde dann auch gleich eine entsprechende Plakette angebracht. Entsprechende amtliche Schreiben befinden sich in der Sammlung des Eigentümers. Die Erstzulassung wurde, unter zu Hilfenahme von Unterlagen und technischer Details, auf den 01.10.1938 taxiert. Damit müsste das Auto noch über einen Horizontalvergaser verfügen. Da diese Vergaser etwas problematisch waren, hatte Citroën ab November 1938 Fallstromvergaser eingebaut. Für Autos, die davor in den Verkehr kamen, wurde ein Umrüstsatz angeboten. Ein solcher Umrüstsatz wurde auf dem Gelände gefunden und der Roadster damit ausgerüstet. Wie dem auch sei, das Auto befindet sich heute in einem Zustand, den es wahrscheinlich zuletzt bei Kriegsausbruch hatte, als es von der Wehrmacht rekrutiert wurde. Mit diesem 84 Jahre alten Citroën 7 Front Roadster-Cabriolet kaufen Sie eine gehörige Portion Fahrzeug- und deutsch-deutsch-französische Geschichte. Der in der „Szene“ bekannte Wagen wurde in den letzten Jahren auf mehreren Messen und Events gezeigt. Unter anderem zweimal auf der Messe in Friedrichshafen, mehrmals bei der Citroën Classic in Meran, dem Traction-Treffen in Coevorden/NL und der Oldtimermesse in Tulln bei Wien anlässlich der dortigen Ausstellung „100 Jahre Citroën“. In der niederländischen Fachzeitschrift „Citroexpert“ Nr. 138 erschien eine mehrseitige Reportage. Darin wurde Fund und Restaurierung beleuchtet. Auf Facebook gibt es eine internationale Gruppe von Traction Roadster- und Coupé-Besitzern und Experten. Hier wird enthusiastisch über das Fahrzeug berichtet.

Wir haben alle Autos gründlich untersucht und aus dieser Untersuchung erstellen wir stets drei verschiedene Angebote. Unser Économie-Angebot für 187.500 € bezieht sich auf das geprüfte und fahrtüchtige Fahrzeug ohne neue Hauptuntersuchung. Das Standardangebot-Angebot für 189.400 € beinhaltet eine frische Inspektion mit Ölwechsel, sowie eine neue Hauptuntersuchung und ein H-Gutachten. Das Suprême-Angebot für 192.500 € beinhaltet zusätzlich eine Profipolitur mit anschließender Keramikversiegelung sowie eine frische Hohlraumkonservierung. Eine detaillierte Auflistung zu den drei Angeboten können wir Ihnen gerne per Mail zuschicken.

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